Wir kennen und lieben ihn alle: Ernst Jandl. Besonders sein Gedicht:
via: Lyrikzeitung
Ganz zeitgemäß habe ich dann einmal ChatGPT gebeten, ebenfalls ein Gedicht über Bibliotheken „im Stile von Ernst Jandl“ zu schreiben. Das war auch nach zwei Versuchen immer noch so kitschig, dass ich es nicht weiter verbreiten will. Dann habe ich ChatGPT gebeten, wenigstens überhaupt ein Gedicht im Stile von Ernst Jandl zu schreiben und es mir gleich zu übersetzen ins Deutsche. (Die Übersetzung ist ganz passabel, auch wenn der Reim des Englischen verloren geht. Schema AABB AABB …. sie mag fünfstrophige Gedichte). Sie thematisiert dabei selbst, dass sie es nicht kann:
Das Licht flackert, der Raum ist dunkel
Mein Verstand wandert, es ist schwer anzufangen
Worte schweben vorbei, unbestimmt und vage
Ich greife danach, aber sie entgleiten mir
Gedanken wirbeln wie ein Wirbelsturm
Ideen flattern, doch ich kann keine Chance ergreifen
um sie festzuhalten, um sie bleiben zu lassen
um ein Gedicht zu schaffen, um meine Meinung zu äußern
Worte vermischen sich, drehen und wenden sich
Mein Gehirn dreht sich, versucht zu erkennen
die perfekte Formulierung, den richtigen Rhythmus und Reim
um das Leben einzufangen, um es in der Zeit zu konservieren
Der Stift schwebt, das Papier wartet
Die Tinte trocknet, der Moment vergeht
Ein Funke entzündet sich, eine Flamme entsteht
Ein Gedicht entsteht, frei von Norm
Verwirrte Worte, nonsensisches Spiel
Doch Bedeutung verbirgt sich, auf ihre eigene Weise
Ernst Jandls Stil, ich versuche ihn auszuleihen
Worte und Klänge, ein neues Gedicht zu säen.
Ich finde, ein tolles Übungsbeispiel für den Deutschunterricht! (Mein erster Versuch mit ChatGPT war übrigens die Beantwortung einer Frage aus meiner Vorlesungsklausur an der Humboldt-Uni. Ergebnis: eine sehr erschreckend plausible Konstruktion von Falschinformationen zum deutschen Bibliothekswesen. Gottseidank, haben meine Studierenden sie nicht genutzt. Aber manche leider – wie auch ChatGPT selbst – auch nicht die Wikipedia.)
Hans-Christoph Hobohm
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